Alisha Tobler
Alisha Tobler
06.02.2025

Globale Marke, lokale Kultur: Marketing in Südafrika

Als Business Communication Studentin der HWZ durfte ich von Februar bis Juni 2024 an der University of Cape Town (UCT) mein viertes Semester absolvieren. Der Kurs «Marketing» erwies sich für mich als besonders wertvoll – nicht nur wegen der fachlichen Einblicke in einen völlig anderen Markt, sondern auch wegen der dynamischen und völlig anderen Lernatmosphäre.

UCT

Marketing mit internationaler Perspektive

Der Kurs bot eine angenehme Mischung aus Theorie und Praxis. Unser Dozent führte uns durch alle Marketing Aspekte, von der strategischen Analyse bis zur taktischen Umsetzung. Das Highlight waren dabei definitiv die Gastvorträge von Marketing Profis von Pepsico, die uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag gewährten.

Die Leistungsnachweise stellten sich als Herausforderung dar: Zwei dreistündige Closed-Book-Prüfungen auf Englisch, die ein tiefgreifendes Verständnis des südafrikanischen Marktes erforderten. Der erste Test zeigte die Herausforderungen des fremden Marktumfelds – viele internationale Studierende, mich eingeschlossen, mussten sich erst in den südafrikanischen Markt einfinden. Doch mit einem gewachsenen Verständnis konnte ich die zweite Prüfung deutlich erfolgreicher meistern und habe den Kurs mit einer guten Note abgeschlossen.

Ein Markt, viele Welten

Was Südafrika insbesondere Kapstadt so besonders macht? Die unglaublichen Gegensätze. Unser Dozent betonte gleich zu Beginn des Kurses die Einzigartigkeit der südafrikanischen Konsumenten Landschaft. Die Einkommensverteilung verdeutlicht dies. Während die oberen 2% der Bevölkerung 22% des Gesamteinkommens erwirtschaften, leben 28% in Armut und verfügen nur über 6% des Einkommens.

Diese gewaltigen Unterschiede prägen auch das Marketing. Unternehmen müssen ihre Strategien an völlig unterschiedliche Kaufkraft und Lebenswelten anpassen. Diese Vielfalt spiegelte sich auch in unseren Studiengruppen wider. Verschiedenste kulturelle Perspektiven und Lebenserfahrungen trafen im Unterricht und in Gruppenarbeiten aufeinander. 

Besonders interessant war für mich der Vergleich verschiedener Marketingstrategien. Ein spannendes Beispiel ist die südafrikanische Restaurantkette Nando's, deren Werbekampagnen gezielt gesellschaftliche Missstände und soziale Ungleichheit thematisieren – oft mit scharfem Humor. Sie greifen aktuelle politische Themen auf und kritisieren offen Korruption oder soziale Ungerechtigkeit. Diese Art von gesellschaftskritischer Werbung wäre in der konsensorientierten Schweizer Werbekultur undenkbar. Auch die FIFA-Weltmeisterschaft 2010 nutzte Nando's, um mit provokanten Kampagnen auf soziale Themen aufmerksam zu machen. 

Kapstadt

Wertvolle Learnings

Die Bedeutung von kulturellen Einflüssen in der Marketingkommunikation war mir schon vor meinem Auslandssemester bewusst. Was ich vorher theoretisch wusste, habe ich dort jedoch täglich miterlebt und gelebt. Diese praktische Erfahrung hilft mir, kulturelle Unterschiede besser zu erkennen und darauf entsprechend einzugehen.

Das Semester in Kapstadt war aber nicht nur fachlich wertvoll. Die Begegnungen mit Menschen aus total unterschiedlichen Lebensrealitäten haben mich persönlich wachsen lassen. Und ja; sie haben mich auch dankbar gemacht für unseren Wohlstand in der Schweiz.

Links

Weitere Informationen zum Marketing in Südafrika sind hier zu finden. Mehr zu meinem Auslandsemester sowie ein Guide zu Kapstadt findest du hier.

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