Elena Fischer
Elena Fischer
11.02.2025

Marketing in einer anderen Welt: Einblicke aus Kapstadt

Im Rahmen meines Business Communication Studiums an der HWZ durfte ich von Februar bis Juni 2024 mein viertes Semester an der University of Cape Town (UCT) absolvieren. Der Marketing-Kurs hat mir gezeigt, wie unterschiedlich Marketing je nach Markt und Gesellschaft sein kann.

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Ein anderer Markt, andere Regeln

Der Marketing Kurs an der UCT war besonders spannend, weil er einen komplett anderen Markt beleuchtete. Der Kurs forderte mich mit zwei anspruchsvollen closed-book Prüfungen, in denen ich Vermarktungsstrategien für den südafrikanischen Markt entwickeln musste. Als Austauschstudentin war dies eine besondere Herausforderung. Ich musste nicht nur mein Marketingwissen anwenden, sondern auch die lokalen Marktbedingungen verstehen lernen.

Marketing in einem Land der Gegensätze

In Südafrika funktioniert Marketing fundamental anders als in der Schweiz. Während der Schweizer Markt relativ homogen ist, muss Marketing in Südafrika extreme gesellschaftliche und wirtschaftliche Unterschiede berücksichtigen.

Diese Unterschiede erlebte ich unter anderem beim Einkaufen. Im Rahmen des Kurses analysierten wir die verschiedenen Retail-Formate Südafrikas, von Premium-Kaufhäusern bis hin zu informellen Läden in den Townships. Was in der Theorie nach einer einfachen Marktsegmentierung klang, entpuppte sich in der Praxis als komplexes Zusammenspiel von Kaufkraft, kulturellen Präferenzen und lokalen Gegebenheiten.

Meine eigene "Customer Journey" begann bei Woolworths. Der Laden erinnerte mich mit seinem hochwertigen Ambiente stark an europäische Supermärkte. Doch schon bald realisierte ich, dass Woolworths eher mit dem Schweizer Globus vergleichbar ist, während Checkers und Pick n Pay sich mit unserer Migros vergleichen lassen. 

Besonders faszinierend war zu beobachten, wie sich die verschiedenen Handelsketten an ihre jeweilige Zielgruppe anpassen. Die Unterschiede zeigen sich in allen Aspekten:

  • Ladengestaltung: Während Woolworths mit gedämpftem Licht und hochwertigen Displays arbeitet, setzen Checkers und Pick n Pay auf helle, übersichtliche Regalreihen und grosse Aktionsflächen.
  • Produktplatzierung: Premium-Produkte bei Woolworths werden wie in einer Boutique inszeniert, während bei den anderen Ketten die praktische Zugänglichkeit im Vordergrund steht.
  • Preisstrategien: Von 'Premium Pricing' bei Woolworths bis zu aggressiven Preisaktionen bei Checkers verfolgt jede Kette ihre eigene Strategie.
  • Kommunikation: Die Werbesprache und -gestaltung unterscheidet sich deutlich je nach Zielgruppe.

Besonders interessant waren die Einblicke unseres Dozenten in die Welt der Spaza Shops. Kleine, informelle Läden in den Townships. Obwohl ich selbst keinen dieser Läden besuchte, wurde durch seine Schilderungen deutlich, welch wichtige Rolle diese in der lokalen Versorgung spielen.

Der Wert der praxisnahen Erfahrung

Es war spannend zu sehen, wie Marketing in einem Land funktioniert, das so anders ist, als die Schweiz. Klar, auch bei uns gibt es verschiedene Zielgruppen, aber in Südafrika sind die Unterschiede so extrem, dass sich das Marketing komplett anders entwickelt hat. In der Schweiz kann man oft mit einer ähnlichen Strategie verschiedene Gruppen erreichen. In Südafrika dagegen muss man für Townships, Mittelschicht und Oberschicht völlig unterschiedliche Wege gehen. Das hat mir die Augen dafür geöffnet, wie wichtig es ist, seine Zielgruppe wirklich zu verstehen. 

UCT