Jasmin Bircher
Jasmin Bircher
15.02.2021

Wie meine Liebe zum Schreiben neu entflammte

Es fielen stundenlang grosse Flocken vom Himmel. Der Schnee blieb nur drei Tage liegen. Am vierten Tag verschwand die weisse Pracht. Nur die weissen Riesen, die sich von Schneepflügen an den Seiten der Strassen gebildet hatten, standen wie Fremdkörper in der nebligen, grauen Landschaft.

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Es war an einem Sonntag. Sonntag, 30. Dezember 2012. Ich sass am Laptop und schrieb über eine Klassenfahrt in Sizilien, die ein dramatisches Ende nahm.

Vor Jahren,
während meinen letzten Schuljahren, schrieb ich oft. Meistens kurze Episoden aus Geschichten, die meinen Kopf füllten. Ich las, seit ich es konnte, verbrachte unheimlich viel Zeit damit – fand dort Inspirationen.

Und heute,
fast 10 Jahre, später muss ich beim Lesen dieser Texte schmunzeln: Vieles würde ich heute anders beschreiben, anders formulieren. Stilmittel und Wortschatz verbesserten sich, insbesondere in den letzten beiden Jahren. Meine Leidenschaft fürs Schreiben musste lange hintenanstehen. Mit Beginn meiner Ausbildung fand ich dafür kaum Zeit. Meine Prioritäten veränderten sich. Ich schrieb mal hier einen Bericht fürs Dorfblatt oder mal da eine Revue für den Rahmen um eine Turnshow – Schreiben auf Sparflamme.

Im 4. Semester meines Studiums an der HWZ
entfachte das Feuer erneut in mir: Im Kurs textliches Storytelling. Aufgrund der Corona Pandemie mussten wir uns auf Fernunterricht via MS Teams beschränken. Die auf virtuellem Wege vom Dozenten vermittelten Inhalte erinnerten mich wieder daran, welche unheimliche Freude mir das Schreiben eigentlich bereitete. Einige werden jetzt denken: «Ja gut Mädchen, du studierst Kommunikation, du schreibst jeden Tag, irgendwas». Ja. Das tun wir. Aber das meine ich nicht. Ein Bild oder Emotionen zu vermitteln, rein mit Worten, das ist etwas anderes, etwas Wunderschönes.

Während der kalte Wind vor meinem Fenster davonzog, tippte ich die letzten Zeilen der Geschichte: «Isabella wandte sich nochmals zum Bus um. Er lag rauchend am Strassenrand. Im selben Moment erfüllte eine Explosion die Luft. Die Hitze drang zu den Schülern auf dem Hügel. Niemand sagte etwas. Es war totenstill.»