Zürich ist nett, Medellin hat mehr Pep
„Warum Kolumbien? Sprichst du Spanisch und ist es nicht zu gefährlich?“ - Diese Frage habe ich oft gehört, als ich Freunden und Familie von meinem Plan erzählt habe, ein Auslandssemester in Medellin zu verbringen. Doch nach einem halben Jahr in dieser lebendigen Stadt kann ich mit Überzeugung sagen: Kolumbien hat so viel mehr zu bieten als die Klischees, die man in Europa oft hört.

Als Kommunikationsstudentin im 5. Semester an der HWZ war mir klar, dass ich in meinem Auslandssemester nicht nur akademische Erfahrungen sammeln, sondern auch eine neue Sprache lernen und Eindrücke gewinnen wollte, die mich mein Leben lang begleiten würden. Und so landete ich in Medellin, einer Stadt, die einst als die gefährlichste der Welt galt und heute für ihre beeindruckende Transformation, ihre Resilienz, ihre grüne Landschaft und ihre warmherzigen Menschen bekannt ist.
Warum Kolumbien?
Kolumbien hat in Europa nicht den besten Ruf. Medellin wird oft noch immer mit Drogen, Gewalt und Party assoziiert. Doch ich wollte mir selbst ein Bild machen – und wurde nicht enttäuscht. Sicher, die gesellschaftlichen Kontraste sind gross, und es gibt Herausforderungen, die man nicht ignorieren kann. Aber die Realität ist viel komplexer und schöner, als es die Stereotypen vermuten lassen.
Die kolumbianische Kultur ist unglaublich vielfältig und lebendig. Von der Musik über den Tanz bis hin zur Küche – überall spürt man die Leidenschaft und Lebensfreude der Menschen. Medellin, die „Stadt des ewigen Frühlings“, hat mich mit ihrer grünen Umgebung, den freundlichen Bewohnern und der lebendigen Musikszene sofort in ihren Bann gezogen.
Sprache als Schlüssel zur Kultur
Als ich in Medellin ankam, war ich zum ersten Mal in einem Land, dessen Sprache ich kaum beherrschte und in dem Englisch nicht üblich ist. Aber ich habe schnell gemerkt, dass Spanisch der Schlüssel zur Integration ist. Jedes Gespräch, ob mit Studierenden, Professoren oder dem Kellner in der Tienda um die Ecke, war eine Chance, mehr über die Kultur zu erfahren und mich auszudrücken.
Meine Arbeit in einem neuen Kontext
Neben meinem Studium an der HWZ arbeite ich für die gemeinnützige Stiftung der UBS und berate Kundinnen und Kunden, wie sie ihr Vermögen am besten einsetzen können, um soziale Probleme dieser Welt, unter anderem auch in Kolumbien, möglichst wirkungsvoll zu lösen. In Medellin hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, philanthropische Projekte zu besuchen und die Arbeit der Stiftung vor Ort kennen zu lernen. Diese Erfahrungen haben mir nicht nur fachlich viel gebracht, sondern auch ein neues Gefühl für die Wirkung meiner Arbeit gegeben. Sich mit den Betroffenen auszutauschen und die Verhältnisse vor Ort zu sehen, ist nicht zu vergleichen mit den Informationen, die man sonst nur aus einer Projektbeschreibung auf Papier entnehmen kann.
Ein Semester, das mich verändert hat
Ein Auslandssemester ist viel mehr als der Besuch von Vorlesungen in einem anderen Land. Es ist eine Erfahrung, die prägt und verändert. Vom Kennenlernen neuer Kulturen über das Knüpfen internationaler Kontakte bis hin zu neuen Perspektiven - dieses Semester war unglaublich bereichernd, persönlich, akademisch und beruflich.