Die Kunst der virtuellen Präsenz
Die Körpersprache, technische Hilfsmittel und eine persönliche Interaktion mit dem Publikum sind massgebende Faktoren, die zu einer erfolgreichen Präsentation beisteuern. Findet diese Präsentation nun aber per Video Call statt, kann man sich nicht auf diese Hilfsmittel verlassen. Andere, sonst weniger relevante Einflüsse, gewinnen nun an mehr Bedeutung. Tipps und Tricks um auch online eine gelungene Präsentation zu halten, findest du in diesem Beitrag.
Die Massnahmen, die infolge von Corona vom Bund und den Kantonen eingeführt wurden, haben unser Leben ziemlich umgekrempelt. Wir alle mussten uns daran gewöhnen unsere sozialen Kontakte einzuschränken und den gewohnten Alltag komplett umzustellen. Dies betrifft insbesondere auch unser Studium an der HWZ. Der Wechsel von Präsenz- zu Online-Unterricht hat so einige Schwierigkeiten für Lehrer und Studenten mit sich gebracht. Wir alle haben Zeit gebraucht, uns an die neue Form des Unterrichts zu gewöhnen und mussten neue Wege finden, unsere Motivation und Konzentration aufrecht zu erhalten.
Nach einer Einwärm-Phase, die für uns alle wohl unterschiedlich lange gedauert hat, konnten wir jedoch den einen oder anderen Profit aus dieser Situation schlagen. Nicht nur an der HWZ, sondern auch in meinem Job wurde alles ins Home-Office verlagert und jegliche Meetings und Gespräche fanden nun per Video Call statt. Die Art und Weise wie man während einer Präsentation auch sich selbst darstellt ist nicht zu vergleichen mit der altbekannten ‘Face to Face’ Präsentation. Online wirkt man anders und kleine Details, die sonst unwichtig sind, werden plötzlich von grösster Relevanz. Im Fach «Moderation» haben wir daher, neben dem regulären Stoff, gelernt worauf es bei einem Auftritt im Video Call ankommt. Die gelernten Tipps und Tricks konnte ich in meinen geschäftlichen Video Meetings und in meinen Video-Vorstellungsgesprächen gut gebrauchen. Bei der Praxisanwendung wurde mir allerdings bewusst, dass die Tricks nicht immer so einfach anzuwenden sind, wie es klingt. Ich habe mir daher selbst einige Taktiken angeeignet, um die Probleme zu umgehen.
Problematik 1: Blickkontakt mit der Kamera
Wir alle kennen es. Wir präsentieren etwas online und wissen nicht so recht wo wir hinschauen sollen. Uns wurde schon früh beigebracht, bei einem Vortrag das Publikum anzusehen und hin und wieder Blickkontakt mit den einzelnen Zuschauern zu suchen. In einem Video Call ist dies nicht möglich, daher starren wir während dem Präsentieren auf das kleine Fenster mit unserem eigenen Gesicht. Das Problem dabei ist, dass es nun so aussieht, als wären wir nicht bei der Sache, da unser Blick nach unten in eine Ecke gerichtet ist. Der Zuschauer fühlt sich nicht direkt angesprochen und dies kann sich negativ auf sein Interesse und seine Konzentration auf das Gesagte auswirken. Der direkte Blick in die Kamera während dem Präsentieren ist daher enorm wichtig. Beim Empfänger wirkt es dann so als würde man ihn direkt anschauen. Dies ist aber einfacher gesagt als getan. Wenn wir anstelle des Gesichts des Gegenübers mit einem schwarzen Punkt auf dem Laptop kommunizieren müssen, kommen wir uns komisch vor und so als würden wir ins Leere sprechen.
In der Praxis habe ich mir dazu ein paar Techniken angeeignet, die mir damit halfen, dieses Problem zu überwinden.
- Methode 1: Der Rahmen mit den einzelnen kleinen Video-Fenstern drin, kann verschoben werden. Wenn man diesen direkt unter die Kamera platziert, kann man ohne Probleme das eigene Bild anschauen ohne, dass es so wirkt, als würde man von der Kamera wegschauen.
- Methode 2: Wenn sich jemand direkt hinter den Laptop setzt, so dass dessen Gesicht etwa auf Höhe des Randes des Laptops ist, kann man beim Präsentieren diese Person anschauen. Der Blick ist somit ebenfalls scheinbar auf die Kamera gerichtet und es kommt einem nicht so vor als würde man ins Leere präsentieren.
Problematik 2: Publikum interessiert halten
Das Wichtigste bei einer Präsentation ist es, die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten. Das Ziel eines Vortrags ist es schliesslich, den Inhalt der Präsentation beim Zuschauer ankommen zu lassen. Ist der Vortrag in Person, kann der Fokus einer abwesend wirkenden Person unter anderem durch Blickkontakt oder durch direktes Ansprechen gesteuert werden. Online, und vor allem wenn das Publikum die Kameras nicht anhat, ist es schwer zu identifizieren wer alles noch aufmerksam zuhört.
Um zu verhindern, dass die Präsentation zu einem Selbstgespräch wird gibt es daher einige Punkte, die man beachten oder integrieren sollte.
- Methode 1: Das Publikum direkt involvieren. Dazu gibt es mehrere Optionen. Man kann zum Beispiel eine Person direkt und namentlich mit einer Frage ansprechen oder nach deren Meinung/deren Verständnis zu einem Thema fragen. Stellt man die Frage offen an alle, läuft man Gefahr, dass niemand reagieren wird und eine unangenehme Stille folgt. Eine andere Option ist das Einfügen von anonymen Quizzes und Umfragen, die direkt im Call ausgewertet werden. So können die Teilnehmer gleich auch die Meinungen und den Wissenstand der anderen sehen.
- Methode 2: Aufteilung der Präsentation in einzelne Module. Die Konzentrationsspanne einer Person bei einer Online-Präsentation ist weniger lange als die einer analogen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Augen durch den Blick in den Bildschirm schneller müde werden. Um den Augen Zeit zur Erholung zu gewähren, ist es daher wichtig mehrere Pausen einzuführen. Die Aufteilung in einzelne Module ist aber auch daher von Vorteil, da der Zuschauer so immer weiss, wo er gerade steht und bei einem Verlust der Konzentration ohne Problem wieder in den Vortrag einsteigen kann. Denn, hat man als Zuschauer den Fokus einmal verloren und kann dem Gesprochenen nicht mehr folgen, hilft einem auch der Wille zum Zuhören nicht mehr weiter.
- Methode 3: Online und offline präsentieren. PowerPoint ist sicher für alle das ‘go to’ Tool für einen Vortrag im Video Call Format. Um dem Zuschauer jedoch eine Abwechslung zu bieten und den Vortrag etwas interessanter zu gestalten, ist es von Vorteil, wenn man die PowerPoint Präsentation von Zeit zu Zeit ausschaltet und zu ‘offline’ Mitteln greift. Dies schürt die Neugierde des Zuschauers und lenkt seine Aufmerksamkeit automatisch auf das Präsentierte. Mittel, die dazu verwendet werden können, sind zum Beispiel ein White Board oder jegliche andere Alternativen, die es zulassen, von Hand Notizen aufzuschreiben und mit den Zuschauern zu teilen.
Dies sind nur einige der Tricks, die ich für mich dazu gelernt habe. Ich hoffe, dass sie nun auch dir zu erfolgreichen Online-Präsentationen verhelfen. :)