Aloha ʻĀina: Was Hawaiis Liebe zum Land uns über Nachhaltigkeit lehrt
Hawai'i – für viele ein Paradies aus Sonne, Strand und Palmen. Doch mein Auslandssemester dort hat mir gezeigt, dass die Inseln weit mehr sind als ein Urlaubsziel. Hinter der beeindruckenden Natur verbirgt sich eine tiefe, gelebte Verbindung zwischen den Menschen und ihrem Land: Aloha ʻĀina. Diese Liebe zum Land ist kein abstraktes Konzept, sondern das Herzstück der hawaiianischen Kultur – und eine Haltung, die auch unser Verständnis von Nachhaltigkeit verändern kann.

Was bedeutet Aloha ʻĀina?
Aloha ʻĀina bedeutet weit mehr als nur «Liebe zum Land». Es beschreibt eine tiefe, spirituelle Verbindung zur Natur, bei der das Land nicht als Besitz, sondern als lebendiger Teil der Gemeinschaft verstanden wird. Für Native Hawaiians ist alles heilig. Das Land ist Quelle des Lebens, der Identität und des Wissens. Ein bekanntes Sprichwort von Kānaka Maoli (Native Hawaiians) beschreibt diese umfassende Beziehung zur Natur und was ihnen heilig ist: «Mai ka uka a i ke kai» – von den Bergen bis zum Meer. Alles ist miteinander verbunden, und jede Handlung an einem Ort wirkt sich auf das gesamte Ökosystem aus. Diese Verbundenheit zeigt sich nicht nur in traditionellen Praktiken, sondern auch im Widerstand gegen Eingriffe, die das Gleichgewicht der Natur stören. Kānaka Maoli sehen sich selbst als Gäste auf der ʻāina. Niemand besitzt das Land – es ist ein heiliger Raum, um den man sich kümmert und den man respektiert.
Mein Semester auf Hawai'i
Während meines Semesters auf Hawai'i habe ich diese Haltung hautnah erlebt. Im Kurs «Social Sustainable Social Work» ging es nicht nur um Theorie, sondern auch um das aktive Umsetzen von Nachhaltigkeit in der Gemeinschaft. Egal, ob beim gemeinsamen Pflanzen von kalo (Taro) in den traditionellen loʻi-Feldern oder bei Gesprächen mit Kānaka Maoli – überall spürte man die Achtung vor dem Land. Die Inselbewohner:innen leben Aloha ʻĀina mit jeder Faser ihres Seins: Müll wird vermieden, Ressourcen werden geteilt, ʻĀina und Kai (Land und Ozean) werden als heiliger Raum behandelt.
Was wir von Aloha ʻĀina lernen können
Aloha ʻĀina hat mir eine neue Perspektive auf Nachhaltigkeit gegeben. Es geht nicht nur darum, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen, sondern eine Beziehung zur Natur aufzubauen. Wir sehen die Umwelt oft als etwas, das «geschützt» werden muss – in Hawai'i ist die Umwelt ein Teil der eigenen Familie und des eigenen Ökosystems. Diese Sichtweise können wir in unseren Alltag integrieren: bewusster konsumieren, unsere Umgebung wertschätzen und Verantwortung für unsere eigene ʻāina übernehmen.
Aloha ʻĀina in unserem Alltag
Wir alle haben unsere eigene ʻāina, sei es der Park um die Ecke, der Wald hinter dem Haus oder der Balkon mit Pflanzen. Aloha ʻĀina bedeutet, sich um diese Orte zu kümmern, als wären sie ein Teil von uns. Es sind oft die kleinen Gesten – Müll aufsammeln, regionale Produkte kaufen oder einfach unsere Verbindung zur Natur stärken. Denn wenn wir uns um die Welt kümmern, kümmert sie sich auch um uns – und um die Generationen, die nach uns kommen.
