Florian Ott
Florian Ott
04.02.2022

Eine Geschichte von variablen Rucksäcken

In einer Abwandlung von «Ich packe in meinen Koffer» finden sich kuriose Filmtitel, ein Kleinteilelager und eine energiegeladene Reportage in einem Rucksack wieder. Ein nahendes Semesterende fördert kreative Zusammenhänge.

Rucksack

Das fünfte Semester im Bachelor Business Communications geht dem Ende zu und mein Rucksack droht überzuquellen. Nein, nicht mit Büchern oder 100-seitigen Skripts. Diese Zeiten gehören glücklicherweise endlich der Vergangenheit an. In diesem Zusammenhang ist die Kombination von Coronavirus und «positiv» erfreulich. Der Digitalisierungsschub zwang auch die letzten Dozent:innen zur Restrukturierung der Lerninhalte. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Veränderung beständig ist oder ob es zu einer Rückentwicklung kommt. Im Fall von Zweiterem wären mögliche Filmtitel «Die Rückkehr der Bücher», «Das Skript schlägt zurück» oder gar «Hellraumprojektor 2.0».

Von Zeitformen und Gruppenarbeiten
Die Situation bleibt dieselbe, der Rucksack quellt über. Nein, nicht mit Erlebnissen oder Eindrücken aus der Freizeit oder gar anderen Ländern. Diese Zeiten erfordern beim Schreiben die Zeitformen Präteritum, Perfekt oder Plusquamperfekt. Vom Präsens fehlt jegliche Spur. Spätestens mit dem nahenden Ende im fünften Semester wurde Freizeit zur Mangelware. Mehrere Gruppenarbeiten in verschiedenen Konstellationen erforderten regelmässige, abendliche oder nächtliche Sitzungen. Das Bearbeiten der in den Gruppenarbeiten gefassten Pendenzen und die dazustossenden Einzelarbeiten füllten die restlichen Zeitfenster. Wie die Prüfungsvorbereitung eingebunden wurde, lässt sich rückblickend nicht mehr eindeutig feststellen. Eine Frage, welche wohl die Bücher und die darauf vergossenen Tränen beantworten könnten. Das durchnässte, digitale Skript – eine Erfindung der Zukunft?

Bücher

Über Kleinteilelager und Notizbücher
Womit quellt der Rucksack denn nun über? – Die Antwort ist kurz und knackig: Wissen. In den vergangenen Semestern sammelte ich neues Wissen in den unterschiedlichsten Themen. Als vollautomatisiertes Kleinteilelager verwaltet mein Gehirn dieses Wissen. Innert Millisekunden ruft es auf Stichwort das entsprechende Fragment ab. Nur einen Lidschlag später liegt das Wissen bereit und wird an den Artikulationsprozess übergeben. Soweit die Wunschvorstellung. In der Realität wird die Verwaltung des Wissens eher durch meine digitale Dateiablage und das digitale Notizbuch übernommen. Der Abrufprozess ist minim langsamer. Die Stichwortsuche trifft dafür stets ins Schwarze: Mit (fast) jedem «Schuss» ein Treffer. Die Kongruenz von Suche und Resultat ist variabel.

Variabel wie das Volumen des Rucksacks. In den bevorstehenden drei Semestern wartet weiteres, neues Wissen auf mein Kleinteilelager. Zuerst werden die Lagerplätze in den Semesterferien vorübergehend freigegeben, bevor sie daraufhin wieder mit neuen Skripts und Foliensätzen gefüllt werden.

Lernen

Zu praktischen Anwendungen
In der Zwischenzeit schleppe ich meinen überquellenden Rucksack zur täglichen Arbeit. Als Teil der Unternehmenskommunikation in einem Energiedienstleistungsunternehmen entlädt sich die Überlast. Mit dem Wissen und den Werkzeugen aus den Content Creation-Modulen der HWZ entfaltet sich mein textlicher und visueller Stil in unterschiedlichsten Formen. Ich verfasse spannungsgeladene Porträts von Projekten oder Mitarbeitenden und informiere mit Medienmitteilungen die Öffentlichkeit. Mit Videos inszeniere ich die Geschäftsleitung und schaffe bei den Mitarbeitenden Bewusstsein zur IT-Sicherheit. Stets den Rucksack auf Mann fliesst täglich Wissen in meine Tätigkeit.

Noch sind die Energiespeicher nicht vollständig geleert. Die letzten Wochen des fünften Semesters sind angebrochen. Der Rucksack wird nochmals stark forciert. Ich bin positiver Dinge, dass ich auch diesen Belastungstest meistere – dank dem variablen Rucksack.

Disclaimer: Im Text wurden die gelernten Werkzeuge aus dem Kurs «Textliches Storytelling» angewendet. Mit der gegenwärtigen Situation des Autors verbunden, ergab sich daraus eine Kurzgeschichte zu Wissen und dessen Praxistransfer.