Thierry Berger
Thierry Berger
16.02.2021

Von Theorie zu Praxis

Ich fühlte mich als Touristiker in einem kleinen Carunternehmen schon immer ein wenig als Aussenseiter im Studiengang Business Communications. Meine Klassenkameraden arbeiten fast ausschliesslich in Grosskonzernen wie beispielsweise UBS, CS, Swissquote, P&C und Implenia. Immer wenn ich mich einem Dozenten mit Namen, Beruf und Hobbys vorstellen musste, hiess es: "was, wo arbeiten sie?"

Als dann im März der erste Lockdown beschlossen wurde, wünschte ich mir zum ersten Mal auch in einem Grossbetrieb zu arbeiten. Die Unsicherheit gab mir einen Tritt um mich auf dem Stellenmarkt provisorisch nach neuen Stellen umzusehen. Am besten etwas mit mehr Studienrelevanz, dachte ich mir. Doch es ist sehr hart etwas zu finden. Niemand wollte in der Zeit zwischen März und September jemanden einstellen und wenn doch, dann als Praktikanten, um einem finanziellen Risiko aus dem Weg zu gehen. Und so kam es wie es kommen musste, ich wurde mit anderen langjährigen Arbeitskollegen auf die Strasse gesetzt, sprich gekündigt. Nun war es kein umschauen mehr, sondern zwanghaftes Suchen.

Ich wollte die drohende Arbeitslosigkeit unbedingt verhindern. Doch wie? Meine Arbeitserfahrungen habe ich aussschliesslich im touristischen Sektor gesammelt. Dieser ist aber einer der am stärksten eingeschränkten Geschäftsfelder überhaupt. Nach zahlreichen Absagen musste ich meine Strategie ändern. Im freiwilligen Kurs LinkedIn an der HWZ brachte ich mein Profil auf eine neue Ebene. Dank den Tipps und Tricks von Erika Kessler wurde ich für die Recruter sichtbar. Sie impfte mir ein, dass ich mehr mit meinen Stärken angeben soll. Ich muss mich vom Rest der Bewerber absetzen.

Das brachte mich auf die Idee, meinen Lebenslauf mit dem im Kurs ICT und Visual Storytelling erlernten Fähigkeiten als Video zu gestalten. Und tatsächlich, dies brachte den Erfolg. Aus drei Bewerbungen wurde ich drei Mal zu einem Gespräch eingeladen.

Bei meiner favorisierten Stelle wurden Kenntnisse im Bereich 'interne Kommunikation' gefordert. Die im zweiten Semester von zwei Mitstudenten und mir verfassten wissenschaftlichen Arbeit über genau dieses Thema brachte mir schlussendlich meinen neuen Traumjob, für welchen ich sehr dankbar bin.

Es ist zwar nicht ganz so einfach wie es manchmal scheint. Doch die Theorie aus dem Studium lässt sich in die Praxis umsetzten. Mehr noch, manchmal sind die Menschen ausserhalb des Studentenumfeld sogar richtig begeistert. Die Ironie an der ganzen Geschichte: Die besagte Arbeit ist meine bis Dato am schlechtesten bewertete Arbeit überhaupt an der HWZ. Nicht, dass sie diese auch verdient hätte. Ich finde sie nach wie vor sehr gelungen. Für eine gute Note hat es nicht gereicht, doch aber für eine neue Arbeitsstelle und das ist das, was zählt.

Grüsse gehen an der Stelle raus an den besagten Dozenten.